Meisterwerke aus der Kunstgeschichte fotografisch interpretiert.
Beginnen möchte ich mit Andrej Rubljovs "Dreieinigkeit" datiert um 1411.
Die Originalgröße ist 141,8 mal 112,7cm.
Auch wenn das bis heute noch gut erhaltene Original in der Moskauer Tretjakov Galerie zu bestaunen ist, so wurde es doch schon einige Male sensibel restauriert. Warum beginne ich gerade mit diesem Kunstwerk und nicht mit einem Kunstwerke der so hoch geschätzten Renaissance?
Wir befinden uns ja noch am zu ende gehenden Mittelalter und von der allgemeinen Meinung der Kunstgeschichte ausgehend beginnen erst in der Renaissance die grossen eigenständigen Meister mit ihrer Technik der darstellenden Perspektive.
Aufmerksam auf Anrej Rubljov wurde ich durch den gleichnamigen Film von
Andrej Tarkowskij.
Die "Dreieinigkeit" Rubljovs faszinierte mich sofort durch die scheinbare Durchlässigkeit der Farben. Diese verleihen der Darstellung etwas erhabenes oder dem Fachjargon folgend wendet Rubljov erstmals nachweislich eine von ihm gefundene Maltechnik des "Luftlichts" an. Damit hebt er sich von der damaligen herrschenden Doktrin eindeutig ab. Für mich ein Höhepunkt und Meisterwerk der Ikonenmalerei.
Im Frühling der Renaissance entstanden nachweislich die ersten Malereien mit einer mathematisch angelegten perspektiven Darstellung.
Vielleicht schon früher?
Der Dreifaltigkeit folgend habe ich Drei Künstler ausgewählt:
Den flämischen Meister Jan van Eyck (1390-1441), den italienischen Meister
Piero della Francesca (1416?-1492) und Leonardo da Vinci (1452-1519).
Jan van Eyck: "Madonna des Kanzlers Rolin" 1437
Jan van Eyck: "Marienaltar" 1437
Pioro della Francescos Diptychon des "Federico da Montefeltro mit seiner Gemahlin Battista Forza" um 1472.
Anmerkung: Der Herzog Federico da Montefeltro machte als Söldner der Medici seine Karriere. In den meisten Kunst und Geschichtsbänden wird nur sein Porträt abgebildet oder erwähnt.
Dabei war dies ein Klappbild aus Nußholz, so wie es zu dieser Zeit üblich war und zeigt nicht nur seine Frau Battista Forza gegenüber von ihm, sondern auch auf der Rückseite, eben dort wird Battista Forza mitten in einer abendlichen umbrischen Landschaft in eleganter Kleidung ihrer Zeit und mit Dienergefolgschaft auf einer Kutsche abgebildet.
Das Klappbild dürfte erst nach dem Tod der Frau Battista Forza in Auftrag gegeben worden sein. Sie war im Frühjahr des selben Jahres noch viel zu jung verstorben und ihr gewidmet.
Das letzte Abendmahl
von Leonardo da Vinci bedarf nicht vieler Worte.
Das Gemälde wurde von 1494 bis 1497 im Mailänder Dominikanerkloster
"Santa Maria delle Grazie" vom Meister gemalt und gilt weithin als Meisterwerk der Renaissance, vorallem wegen seiner Darstellung der Perspektive.
Erstmalig wurde versucht mit Ölfarben und organischen Farben in Seccotechnik auf den getrockneten Verputz zu malen.
Die für einen Fotografen nur schwer darstellbaren Ausmaße von
904 x 422cm machen es zu einer außergewöhnlichen Herausforderung.
König Heinrich VIII. 1538
Erasmus von Rotterdam 1530
Mit Hans Holbein dem Jüngeren geht es mir ein wenig wie mit Francisco Goya, ich komme aus dem staunen kaum heraus, so individuell und charaktervoll sind seine Porträts.
In Augsburg, so um 1497 geboren, war sein Vater bereits Maler. In seiner Ausbildungszeit freundete er sich mit dem Humanisten -Erasmus von Rotterdam- an, der ihn nach seiner Lehrzeit mit einem Empfehlungsschreiben nach England schicken sollte. Nach einigen Jahren wurde Holbein zum Hofmaler von König Heinrich VIII. berufen. (Wer mehr aus dieser Zeitgeschichte rund um König Heinrich VIII. wissen möchte empfehle ich das Buch "WÖLFE" von Hilary Mantel.) Schliesslich ereilte ihn in London die Pest 1543. Seine Familie, Frau und Kinder hatte er in Basel zurück gelassen, sie sollten von der Pest verschont bleiben.
"Die Öffnung des fünften Siegels" (1608-1614)
El Greco (1541-1614) .
Der von der fernen Insel Kreta stammende El Greco war zuerst drei Jahre in Venedig , danach einige Zeit in Rom selbstständig und reiste schliesslich nach Spanien wo er in Toledo im Jahr 1576 eintrifft und dort bis zu seinem ableben bleiben sollte.
Ja es ist richtig. Ich mußte von Italien und den Niederlanden nach Spanien flüchten! Raffael, Tizian, Caravaggio, Michelangelo und viele andere einzigartige Künstler hinter mir lassen. Das ist dem Raum und der Zeit geschuldet.
Bevor ich jedoch tiefer in den PRADO in Madrid eintauche, das wundervollste unbekannteste Gemälde des Manierismus, das eben dort 1998/1999 für kurze Zeit zu sehen war und für mich nicht nur wie ein Wunder wirkte, vielmehr war es mir so als wäre ich einem Gespenst begegnet. Nun erst in diesem Jahr fand ich nach langanhaltenden Recherchen den Titel des Bildes: -Das Fest des Herodes und der Kopf des Johannes des Täufers-
Es ist 9,52 Meter lang und 2,85 Meter hoch und entstand wahrscheinlich in den Jahren 1640–1642 oder 1643 in Elbing unter dem Schutz des Reichsgrafen Gerhard von Dönhoff. Auftraggeber soll der 1640 verstorbene Breslauer Domherr Nikolaus von Troilo gewesen sein. Später gelangte das Gemälde in das Museum Prado in Madrid. Erst 1970 gelang es dem tschechischen Kunsthistoriker Jaromír Neumann, das Gemälde überzeugend dem Maler Bartholomäus Strobel (1591-1648 oder 1650?) zuzuschreiben. Geboren wurde er in Schlesien (Breslau) einst Polen. (eine ausführliche Beschreibung dieses Bildes findet sich im Text; Dr.Styx und die geheimen Verführer.)
Die folgende Serialität ist einer tragischen königlichen Infantin gewidmet. Einer Habsburgerin, die schon in jungen Jahren dem spanischen Hofe versprochen war. Sie sollte eine von -Diego Verlasquez de Silvas- Musen gewesen sein, niemanden sonst hat er über die Jahre so oft porträtiert.
Nicht nur wegen Michel Foucaults Ordnung der Dinge gehört der Spanier Diego Velazquez de Silva (1599 - 1660) zu den erleuchteten Malern seiner Zeit.
Ein Vorhang wurde geöffnet um eingewebt in die -Spinnerinnen- (1644 bis 1648) von -Diego Velasquez de Silva- eine Bodypainting-Performance von 1998 bei zu wohnen.